WEGBERG |Er ist der wohl jüngste Vorsitzende eines Fußballvereins weit und breit: Mit 29 Jahren wurde Marc Baltes in der Mitgliederversammlung des SC Wegberg von 54 Mitgliedern einstimmig zum Nachfolger von Gottfried Reiners gewählt. Die vergangenen sieben Jahre amtierte Baltes, zugleich der Torwart der in der B-Liga beheimateten Ersten Mannschaft, als Geschäftsführer. Darüber hinaus war er bislang beim SCW praktisch aber auch Mädchen für alles. Für seine enormen Verdienste um den Verein war Baltes im Jahr 2024 mit dem Ehrenamtspreis des Fußballkreises Heinsberg ausgezeichnet worden.
Bei unserem letzten Gespräch anlässlich der Verleihung des Ehrenamtspreis bekannten Sie, dass es für Sie ein täglicher Balanceakt sei, sowohl die Familie als auch den Verein zufriedenzustellen. Denken Sie, dass das als Vorsitzender nun ein wenig leichter wird?
BALTES | (schmunzelt) Ich hoffe schon. Die Aufgaben, die ich bisher als Geschäftsführer erledigt habe, werden wir jetzt auf mehrere Schultern verteilen. Klassische Geschäftsführer-Aufgaben wie Passwesen, Mitgliederverwaltung und Aufsetzen von Übungsleiterverträgen übernimmt nun ein Duo: der neue 1. Geschäftsführer René Heinen und sein ebenfalls neuer Stellvertreter Freddy Baltes.
Bislang waren Sie beim SCW ja ein echtes Arbeitstier. Zu einem Grußonkel werden Sie im neuen Amt aber nun sicherlich nicht mutieren.BALTES | Nein, auf keinen Fall! Und so möchte ich auch nicht wahrgenommen werden.
Was für Schwerpunkte wollen Sie in Ihrer neuen Funktion denn nun setzen?
BALTES | Im Verein ist grundsätzlich alles gut aufeinander abgestimmt. In den Mitgliederbefragungen, die wir seit drei Jahren machen, wird jedoch häufiger moniert, dass die Kluft zwischen Senioren- und Jugendabteilung zu groß sei. Das möchte ich verbessern, möchte eine Brücke zwischen diesen Abteilungen schlagen, sehe mich als Ansprechpartner für alle – sowohl für den Trainer der Reserve als auch für den Betreuer der D-Jugend. Bislang war das auch deswegen ein bisschen schwieriger, weil wir fünf Jahre keine A-Jugend hatten – und damit das klassische Scharnier zwischen Senioren und Junioren fehlte. Doch nun haben wir gottlob wieder eine A-Jugend - und für die nächste Saison sieht es auch gut aus mit einer B-Jugend. Dann hätten wir alle Jahrgänge besetzt.
Peilen Sie daher mittelfristig die Rückkehr in die Kreisliga A an?
BALTES | Ja, das tun wir. 2026 wechseln die ersten Akteure aus der A-Jugend in die Senioren. Die wollen wir dann in die Erste Mannschaft integrieren – dafür steht auch unserer Trainer Maik Schiffers.
Haben Sie mittlerweile das abgebrochene Kreispokalspiel gegen den VfR Übach-Palenberg verdaut? Das Sportgericht des Fußballkreises Heinsberg hat die Partie ja wegen der turbulenten Vorkommnisse für beide Vereine als verloren gewertet.
BALTES | Etwas Vergleichbares habe ich auf dem Fußballplatz noch nie erlebt, dafür steht unser Verein auch nicht. Es ist sehr schade, dass wir durch das Verhalten des VfR um die Chance gebracht worden sind, uns für den Mittelrheinpokal zu qualifizieren.
Wofür steht der SC Wegberg denn genau?
BALTES | Wir sind und bleiben ein Familienverein, und darauf lege ich auch großen Wert. Wir sind gut ins Ortsleben integriert, machen zum Beispiel einen Familientag und ein Integrationsfest zur Saisoneröffnung. Da arbeiten wir auch eng mit der Lebenshilfe und Hephata zusammen. Seit vier Jahren haben wir im Verein auch einen Bufdi, also einen Bundesfreiwilligendienstleistenden. Der ist für uns in der Kita Am Feldrain sowie in der Wegberger Erich Kästner Schule und in der Beecker Grundschule aktiv. Der nächste Bufdi wird übrigens ein Spieler unserer A-Jugend sein.
Das große Projekt „Sport am Beeckbach“ zur Modernisierung der Wegberger Sportanlagen ist zwar noch nicht abgeschlossen, aber wie schaut es denn beim Kunstrasen aus? Der sollte ja im Frühjahr 2025 fertig werden.
BALTES | Der ist auch fertig. Am 20. März hat die Stadt eine Teilabnahme gemacht und den Kunstrasenplatz freigegeben. Tags darauf hat dann eine unserer Jugendmannschaften erstmals darauf trainiert – danach auch wir Senioren.
Wie war das speziell für Sie, der über zwei Jahrzehnte als Aktiver dort nur den Aschenplatz kannte?
BALTES | Es war ein tolles Gefühl, fast aber schon ein wenig surreal, als wir den Platz erstmals betreten und losgelegt haben – und das auch noch bei gutem Flutlicht. Mit diesem Platz ist ein gut 15 Jahre andauernder Wettbewerbsnachteil, den wir hatten, nun Geschichte. Denn ab 2009 sind im Wegberger Stadtgebiet ja die Kunstrasenplätze in Beeck, Uevekoven und Wildenrath gebaut worden. Nun sind wir endlich auf Augenhöhe, was das betrifft. Davon versprechen wir uns einiges.
Neben Ihrer Spielertätigkeit sind Sie beim SCW ja schon sehr lange auch anderweitig aktiv. So haben mit 13 Jahren als Schiedsrichter angefangen.
BALTES | (schmunzelt) Ja, und nach knapp 17 Jahren konnte ich daher nun auch getrost den Vorsitz übernehmen. Ich freue mich sehr auf diese neue Aufgabe und hoffe, dass die Aufbruchsstimmung, die gerade im Verein herrscht, noch lange anhält.
Mario Emonds führte das Gespräch.